Esther Isaak de Schmidt-Bohländer im Interview über Craft Beer
„Craft Beer ist Jedöns!“
So klar und deutlich drückte Esther Issak de Schmidt-Bohländer im Interview mit MojitoPapers (MP) ihre Meinung zur Craft-Beer-Debatte aus.
Der Name Esther Isaak de Schmidt-Bohländer ist ein Begriff in der Bierszene. Seit vielen Jahren setzt sich die gebürtige Paraguayerin für besseres Bier und Biervielfalt in Deutschland ein.
Sie ist Bierliebhaberin mit Herz und Seele. Sie ist Bierexpertin. Sie hat die deutsche Sektion der Barley’s Angels, einem Bierclub für Frauen, mitgegründet. Und hat von 2005 bis 2018 mit dem Bierland ein über die Stadtgrenzen hinaus bekanntes Bierfachgeschäft in Hamburg geführt.
Mit ihrem Ausstieg aus dem Einzelhandel hat Esther das Thema Bier jedoch nicht hinter sich gelassen. Sie engagiert sich weiterhin stark für die Wahrnehmung von Bier als Genussprodukt udn Kulturgut. So bietet Esther beispielsweise Verkostungen an und hat im September 2020 das Buch „Unser täglich Bier gib uns heute“ herausgegeben, ein Bierbuch, das Texte von 31 Autorinnen und Autoren rund um das Thema Bier vereint.
Esther kann mit dem Begriff „Craft Beer“ so gar nichts anfangen. Im Interview mit MP redet sie Tacheles, erklärt was für sie ein gutes Bier ausmacht und bezieht Stellung zur gegenwärtigen Craft-Beer-Debatte.
Was ist dein Problem mit dem Begriff „Craft Beer“? Craft Beer ist kein deutsches Wort und darum geht es uns auch nicht zu Herzen. Wir können damit nichts anfangen. Das Marketingwort „Reinheitsgebot“ überfordert den Kunden schon. Der Begriff Craft Beer ist von Werbern für Werber.
Das große Problem ist, dass wir ja auch das Wort „Kraft“ haben, das nun mit Handwerk gar nichts zu tun hat. Es führt nur zur Verwirrung.
In Spanien heißt es Cerveza Artesanal. Das passt. Allein in Europa werden circa 230 Sprachen gesprochen und Deutsch ist die Sprache mit den meisten Muttersprachlern in Europa. Englisch ist eine wunderbare Sprache, aber sie ist maximal die Zweitsprache und in Hamburg-Wandsbek erreiche ich in dieser Sprache nicht das Herz der Menschen. Das ist für die Einheimischen Tüdelkram, dünn angerührt oder Jedöns. Wenn wir authentisch sind, sind wir am erfolgreichsten. Ich kenne keine schlüssige Definition von Craft Beer, die zwei bis drei Nachfragen standhalten kann. Es ist eben nur ein Marketingbegriff, um sich von „Anheuser Bush InBev“ abzugrenzen. In den USA macht es sicherlich Sinn, hier bei uns nicht.
Wieschätzt du die Craft-Beer-Entwicklung in Deutschland ein? Handelt es sich um einen kurzen Trend oder ein bleibendes Phänomen? Interessanterweise fragen mich das neuerdings einige. Wir haben noch nicht einmal eigene Begriffe in unserer Sprache gefunden. Also ist es maximal ein Trend, aber keine Bewegung. Meine persönliche Hoffnung ist, dass diejenigen, die Craft Beer vermarkten, bald in der Becks-Liga aufgenommen sind und wir uns endlich wieder um gutes Bier kümmern können.
Es kommt so viel Müll auf, der einfach in der deutschen Vermarktung überhaupt keinen Sinn macht wie zum Beispiel „Imperial Pilsener“ anstatt „Heller Bock“. Das sind diese Phänomene, die ich einfach ablehne. Die aktuelle Entwicklung wird uns ein paar wirklich gute Biere hinterlassen, aber wir müssen weg von den Marketig-Titeln, hin zum Bier und zum Konsumenten.
Gibt es Begleiterscheinungen des Craft-Beer-Trends, die dich besonders stören? Es läuft prima und ist hoffentlich in 15 Monaten vorbei! Die Anzeichen dafür sind jedenfalls sehr gut.
Kannst du dich noch daran erinnern, wann du dein erstes Craft Beer getrunken hast? Da ich ja nicht weiß, was ein Craft Beer ist, fällt es mir schwer, die Frage zu beantworten. Jedoch gibt es aus der Zeit, als Fritz Wülfing [heute mit „Ale-Mania“ in eigener Brauerei, Anmerk. MP] noch in seinem Garten braute diese Erinnerung an ein Stout von ihm in der 0,75l Flasche, das ich an Himmelfahrt mit einem Freund in Altona auf einer Bank mit Blick auf die Elbe vernichtet habe. In meiner Erinnerung hatte es um 9 % Vol. Alkohol und unsere Ehepartner mussten uns Verklärte danach nach Hause fahren.
Hast du persönliche Lieblingsbiere? Boa. Das sind zu viele und da meine Biere und ich eine enge Beziehung pflegen, würden sie mir schnaubend aus dem Regal fallen, wenn ich jemanden bevorzugte.
Mir ist wichtig, dass die Biere auch gut zum Essen passen. Außerdem muss ein Bier vom Antrunk bis ins Herz eine Spur der Begeisterung hinterlassen. Was vielleicht keiner ahnt, aber ich trinke sehr wenig Alkohol. Das Leben ist so aufregend, dass ich es schon nüchtern kaum genug feiern kann.
Esther, vielen Dank für das Interview!
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Esther Isaak de Schmidt-Bohländer im Interview über Craft Beer
„Craft Beer ist Jedöns!“
So klar und deutlich drückte Esther Issak de Schmidt-Bohländer im Interview mit MojitoPapers (MP) ihre Meinung zur Craft-Beer-Debatte aus.
Der Name Esther Isaak de Schmidt-Bohländer ist ein Begriff in der Bierszene. Seit vielen Jahren setzt sich die gebürtige Paraguayerin für besseres Bier und Biervielfalt in Deutschland ein.
Sie ist Bierliebhaberin mit Herz und Seele. Sie ist Bierexpertin. Sie hat die deutsche Sektion der Barley’s Angels, einem Bierclub für Frauen, mitgegründet. Und hat von 2005 bis 2018 mit dem Bierland ein über die Stadtgrenzen hinaus bekanntes Bierfachgeschäft in Hamburg geführt.
Mit ihrem Ausstieg aus dem Einzelhandel hat Esther das Thema Bier jedoch nicht hinter sich gelassen. Sie engagiert sich weiterhin stark für die Wahrnehmung von Bier als Genussprodukt udn Kulturgut. So bietet Esther beispielsweise Verkostungen an und hat im September 2020 das Buch „Unser täglich Bier gib uns heute“ herausgegeben, ein Bierbuch, das Texte von 31 Autorinnen und Autoren rund um das Thema Bier vereint.
Esther kann mit dem Begriff „Craft Beer“ so gar nichts anfangen. Im Interview mit MP redet sie Tacheles, erklärt was für sie ein gutes Bier ausmacht und bezieht Stellung zur gegenwärtigen Craft-Beer-Debatte.
Was ist dein Problem mit dem Begriff „Craft Beer“?
Craft Beer ist kein deutsches Wort und darum geht es uns auch nicht zu Herzen. Wir können damit nichts anfangen. Das Marketingwort „Reinheitsgebot“ überfordert den Kunden schon. Der Begriff Craft Beer ist von Werbern für Werber.
Das große Problem ist, dass wir ja auch das Wort „Kraft“ haben, das nun mit Handwerk gar nichts zu tun hat. Es führt nur zur Verwirrung.
In Spanien heißt es Cerveza Artesanal. Das passt. Allein in Europa werden circa 230 Sprachen gesprochen und Deutsch ist die Sprache mit den meisten Muttersprachlern in Europa. Englisch ist eine wunderbare Sprache, aber sie ist maximal die Zweitsprache und in Hamburg-Wandsbek erreiche ich in dieser Sprache nicht das Herz der Menschen. Das ist für die Einheimischen Tüdelkram, dünn angerührt oder Jedöns. Wenn wir authentisch sind, sind wir am erfolgreichsten.
Ich kenne keine schlüssige Definition von Craft Beer, die zwei bis drei Nachfragen standhalten kann. Es ist eben nur ein Marketingbegriff, um sich von „Anheuser Bush InBev“ abzugrenzen. In den USA macht es sicherlich Sinn, hier bei uns nicht.
Wie schätzt du die Craft-Beer-Entwicklung in Deutschland ein? Handelt es sich um einen kurzen Trend oder ein bleibendes Phänomen?
Interessanterweise fragen mich das neuerdings einige. Wir haben noch nicht einmal eigene Begriffe in unserer Sprache gefunden. Also ist es maximal ein Trend, aber keine Bewegung. Meine persönliche Hoffnung ist, dass diejenigen, die Craft Beer vermarkten, bald in der Becks-Liga aufgenommen sind und wir uns endlich wieder um gutes Bier kümmern können.
Es kommt so viel Müll auf, der einfach in der deutschen Vermarktung überhaupt keinen Sinn macht wie zum Beispiel „Imperial Pilsener“ anstatt „Heller Bock“. Das sind diese Phänomene, die ich einfach ablehne. Die aktuelle Entwicklung wird uns ein paar wirklich gute Biere hinterlassen, aber wir müssen weg von den Marketig-Titeln, hin zum Bier und zum Konsumenten.
Gibt es Begleiterscheinungen des Craft-Beer-Trends, die dich besonders stören?
Es läuft prima und ist hoffentlich in 15 Monaten vorbei! Die Anzeichen dafür sind jedenfalls sehr gut.
Kannst du dich noch daran erinnern, wann du dein erstes Craft Beer getrunken hast?
Da ich ja nicht weiß, was ein Craft Beer ist, fällt es mir schwer, die Frage zu beantworten. Jedoch gibt es aus der Zeit, als Fritz Wülfing [heute mit „Ale-Mania“ in eigener Brauerei, Anmerk. MP] noch in seinem Garten braute diese Erinnerung an ein Stout von ihm in der 0,75l Flasche, das ich an Himmelfahrt mit einem Freund in Altona auf einer Bank mit Blick auf die Elbe vernichtet habe. In meiner Erinnerung hatte es um 9 % Vol. Alkohol und unsere Ehepartner mussten uns Verklärte danach nach Hause fahren.
Hast du persönliche Lieblingsbiere?
Boa. Das sind zu viele und da meine Biere und ich eine enge Beziehung pflegen, würden sie mir schnaubend aus dem Regal fallen, wenn ich jemanden bevorzugte.
Mir ist wichtig, dass die Biere auch gut zum Essen passen. Außerdem muss ein Bier vom Antrunk bis ins Herz eine Spur der Begeisterung hinterlassen.
Was vielleicht keiner ahnt, aber ich trinke sehr wenig Alkohol. Das Leben ist so aufregend, dass ich es schon nüchtern kaum genug feiern kann.
Esther, vielen Dank für das Interview!